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Di, 28. November 2023, 14:33 Uhr

Borussia Dortmund

WKN: 549309 / ISIN: DE0005493092

Borussia Dortmund trotz Meisterschaft kein Kauf?


12.05.11 11:32
Geldanlage-Report

Gerbrunn (aktiencheck.de AG) - Die Experten vom "Geldanlage-Report" setzen die Aktie von Borussia Dortmund (BVB) (ISIN DE0005493092 / WKN 549309) auf die Watchlist.

Das Fußballwunder sei Realität: Borussia Dortmund sei Deutscher Fußballmeister 2011! Für die Experten vom "Geldanlage-Report" ein absoluter Festtag.

Für die Aktionäre habe der Meister-Coup allerdings keinen zusätzlichen Ertrag gebracht. Die Aktie habe am Montag nach dem Meisterspiel mit Verlusten reagiert. "Sell on good news" habe es reflexartig geheißen, doch das sei nur die halbe Wahrheit.

Schließlich habe die Aktie ihr Jahreshoch bei 3,69 Euro bereits im November 2010 erzielt. Damals sei die Champions League-Qualifikation noch alles andere als gesichert gewesen. Warum habe die Aktie aber seither nicht mehr zulegen können, obwohl sich der sportliche Erfolg als nachhaltig erwiesen habe?

Die Begründung sei recht simpel: Der voraus gegangene Anstieg von ca. 1,20 Euro auf 3,69 Euro in nur gut zwei Monaten sei eine Übertreibung des Marktes gewesen. Der "Perfect Storm", wie die Amerikaner es nennen würden, also eine Verkettung von kurstreibenden Umständen.

Den Grundstein für den Anstieg der Aktie hätten ausgerechnet die Investmentbanker von Morgan Stanley gelegt, die seit der Börsenerstnotiz zu den Großaktionären des BVB gehört hätten. Diese hätten Ende der vergangenen Saison quasi ohne Rücksicht auf Verluste BVB-Aktien aus dem Markt geworfen und nach und nach ihre Beteiligung auf null reduziert. Das Timing hätte dabei nicht schlechter sein können:

Vor dem Beginn der aktuellen Bundesligasaison seien die Banker mit dem Verkauf durch gewesen, so dass endlich kein Verkaufsdruck mehr auf der Aktie gelastet habe. Genau dieser habe in der vergangenen Saison verhindert, dass sich der damals schon bemerkbare sportliche Aufwärtstrend auch im Kurs widergespiegelt habe.

In der neuen Saison sei der Weg dann auch für die Aktie frei gewesen. Bereits in der Frühphase der Meisterschaft habe der Kurs nach oben gezuckt. Das Angebot an frei handelbaren BVB-Aktien am Markt sei auf einmal knapp geworden, nachdem 10%-Großaktionär Bernd Geske, ein lupenreiner BVB-Fan ohne Großmachtsfantasien, bereits in der Sommerpause aggressiv weitere Aktien aufgekauft habe.

So was wie die Initialzündung für die Aktie habe es dann am 10. Spieltag gegeben, als mit dem Auswärtssieg beim damaligen Tabellenführer Mainz 05 erstmals seit dem Jahr 2002 wieder die Tabellenspitze der Bundesliga erklommen worden sei.

Bereits einige Handelstage zuvor habe die Aktie ihr altes 52-Wochen-Hoch bei 1,42 Euro geknackt und sei damit - ebenfalls erstmals seit ewigen Zeiten - wieder auf dem Radar trendorientierter Trader gelandet. Unter anderem auch auf der Watchlist der Experten, wodurch auch die frühzeitige Empfehlung in ihrer Premium-Publikation, dem Trend Trader, zustande gekommen sei.

Auf einmal seien auch die Mainstream-Presse und in der Folge viele andere Börsenbriefe und Privatanleger auf die Aktie aufmerksam geworden. Die Handelsvolumina seien explodiert und weil eigentlich nur noch hartgesottene BVB-Fans oder andere Hardcore-Langfristanleger in dem Wert investiert gewesen seien, habe es keine größeren Abgeber am Markt gegeben. Das habe dazu geführt, dass die Aktie innerhalb eines Monats von Ende Oktober bis Ende November um rund zwei Euro nach oben geschossen sei.

Fundamentale Gesichtspunkte hätten dabei am Ende der Rally keine Rolle mehr gespielt.

Genau hier liege die Ursache dafür, dass die Aktie nun nichts mehr zuzusetzen gehabt habe: Als der Momentum-Run ausgelaufen sei, habe man sich am Markt wieder mehr auf das Zahlenwerk in der Bilanz konzentriert.

Und das war und ist eher ernüchternd, wenn man sich nur den Substanzwert der Aktie betrachtet: Das Eigenkapital im Konzern liegt bei 63,5 Mio. Euro, was einem Buchwert von 1,04 Euro je Aktie entspricht, so die Experten vom "Geldanlage-Report". Der häufig als Argumentation für höhere Kurse genannte Wert des eigenen Stadions, des Signal-Iduna-Parks, sei in dieser Rechnung bereits enthalten. Es handle sich hierbei also nicht um eine stille Reserve.

Sehr wohl Reserven seien jedoch im Spielermaterial versteckt. Dieses werde nur mit 25 Mio. Euro bilanziert, laut Transfermarkt.de liege der aktuelle Wert des Kaders aber eher in einer Größenordnung von 140 Mio. Euro. Allerdings wäre es nicht seriös diesen Wert bei einer Substanzanalyse zugrunde zu legen, denn nach Auslaufen eines Vertrages könnten Spieler den Verein ablösefrei verlassen. Der Wert könne dann nicht realisiert werden.

Im Falle des Mittelfeld-Strategen Nuri Sahin, der offenbar kurz vor einem Wechsel zu Real Madrid stehe, könne bei einem Verkauf nicht der volle Marktwert erzielt werden, weil der Spieler eine Ausstiegsklausel mit einer maximalen Ablösesumme von 10 Mio. Euro im Vertrag stehen habe.

Nehme man daher auf den Marktwert des Kaders einen Sicherheitsabschlag von 30 Prozent vor und addiere diesen zum Buchwert, komme man ziemlich genau auf die aktuelle Marktkapitalisierung von 156 Mio. Euro.

Wenn man es sich einfach machen würde, könnte man nun also sagen: Aktie sei fair bewertet. Punkt.

Doch werde eine reine Substanzanalyse einem Unternehmen wie Borussia Dortmund gerecht? Auch wenn sie aus Sicht der Experten vom "Geldanlage-Report" sinnvoller ist als eine Bewertung auf Basis von fundamentalen Bewertungskennzahlen (die Gewinnentwicklung schwankt zu stark als dass eine KGV-Betrachtung wirklich Sinn machen würde), meinen sie nein.

Borussia Dortmund sei nicht nur für Die-Hard-Fans viel mehr als ein Fußballclub. Der BVB verkörpere Emotionen, Leidenschaft, Tradition, Begeisterung. Durch die jüngsten Erfolge und das sympathische Auftreten von Mannschaft, Trainerstab und Management sei der Wert der Marke BVB enorm gesteigert worden.

Natürlich werde der Wert dieser Marke über hochdotierte Sponsoring-Verträge bereits teilweise ausgeschöpft. Die daraus erzielten Einnahmen seien wiederum bereits in der Gewinn- und Verlustrechnung und damit letztlich in der Bilanz berücksichtigt.

Großes Potenzial bestehe nach Ansicht der Experten aber noch im Investoren-Bereich. Mit dem oben bereits erwähnten Bernd Geske gebe es nur einen Großaktionär, der über eine zweistellige Prozentzahl an Aktien verfüge. Dieser wolle zudem keinen Einfluss auf das operative Geschäft nehmen.

Das möge Verein und Fans so ganz Recht sein, aus Sicht des BVB-Anlegers könnte jedoch ein strategischer Investor für neue Kursfantasie sorgen. Auch wenn der Einstieg des inzwischen verschollenen Finanzinvestors Florian Homm 2005 letztlich für beide Seiten eher eine Enttäuschung gewesen sei, so zeige er doch die Attraktivität eines Fußballvereins für Investoren. Homm sei damals unter anderem aus Publicity-Gründen beim BVB eingestiegen.

"Investitionen in Fußballvereine werden häufig nicht getätigt, um in erster Linie direkte Ausschüttungen bzw. Cash-Flows zu erzielen. Das Interesse des Investors ist oftmals darauf gerichtet, über den Verein Potenziale auszuschöpfen, die über andere Medien nicht erreicht werden können", sage beispielsweise Christian P. Schneider von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte & Touche. Er schlage daher eine neue Bewertungsmethode für Fußballaktien vor, die letztlich bei renommierten Vereinen zu höheren fairen Bewertungsniveaus führen würde.

Einen echten Durchbruch würde es wohl aber erst dann geben, wenn die in Deutschland nach wie vor gültige 50+1-Regel, die externen Investoren untersage, eine Mehrheit an einem Bundesligaverein zu übernehmen, fallen würde. Dann wären Transaktionen wie in England möglich, wo im letzten Jahr der hoch verschuldete Traditionsclub FC Liverpool für umgerechnet 340 Mio. Euro an den amerikanischen Finanzinvestor New England Sports Ventures verkauft worden sei.

Die BVB-Aktie habe bei weiter sportlich erfolgreichem Abschneiden noch Luft nach oben. Im positivsten Fall - dem Erreichen des Champions League Finales in der kommenden Saison - würden Mehreinnahmen von bis zu 60 Mio. Euro winken. Dann wären alte Höchststände wieder greifbar, sofern auch die erneute Champions League-Qualifikation gelinge.

Scheidet man dagegen frühzeitig aus und verpasst die neuerliche Champions League-Qualifikation, ist auch ein Rückfall der Borussia Dortmund-Aktie auf 1,50 Euro denkbar, so die Experten vom "Geldanlage-Report". (Analyse vom 12.05.2011) (12.05.2011/ac/a/nw)

Offenlegung von möglichen Interessenskonflikten:

Mögliche Interessenskonflikte können Sie auf der Site des Erstellers/ der Quelle der Analyse einsehen.





 
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